Das Recht auf Reparatur
Kennst du auch dieses Gefühl? Du hast dein teures Smartphone in der Brusttasche, fällst die Treppe herunter, hörst und fühlst beim Aufprall ein ungesundes Geräusch und hoffst nur, dass es deine Rippen waren. Der Schmerz ist unerträglich und trotzdem schaffst du es mit letzter Kraft als erstes aufs Display zu schauen, ob es doch nicht das Smartphone war. 395 von 705 Abgeordneten des Europäischen Parlaments kennen dieses Gefühl wohl sehr gut und haben deshalb für ein Recht auf Reparatur abgestimmt!
In Zukunft sollen umfassende Maßnahmen ergriffen werden um uns Verbrauchern ein Recht auf Reparatur gewährleisten zu können. Dieses Recht haben wir theoretisch schon immer gehabt, praktisch war und ist eine Reparatur leider oft unmöglich, weil:
- Geräte und Produkte fast unreparierbar entworfen und gebaut werden
- Ersatzteile fehlen, oder so teuer sind, dass sich die Reparatur nicht lohnt
- Reparaturbücher und Informationen fehlen, was es Reparaturbetrieben unmöglich macht die Geräte zu reparieren
- Produkte oft so entworfen werden, dass sie vorzeitig irreparabel kaputtgehen, damit wir öfter neue kaufen (geplante Obsoleszenz)
- Bei elektronischen Geräten wie Smartphones und Laptops, aber auch bei Autos sind viele Teile nicht modular aufgebaut und bei einem Defekt müssen gleich ganze Baugruppen ausgetauscht werden, was die Reparatur unverhältnismäßig teuer macht.
Laut Umfragen, würden 70% der EU-Bürger Ihre Produkte lieber reparieren als neue zu kaufen. Es wird vorgeschlagen eine Kennzeichnung bei neuen Produkten einzuführen, die Angaben zur Haltbarkeit und Reparierbarkeit des Produkts enthält. So werden wir bereits vor dem Kauf wissen, wie langlebig ein Produkt ist und wie gut reparierbar es ist. Die Produktgarantie soll an diesen Angaben geknüpft sein. So wird eine neue Art der Konkurrenz zwischen den Herstellern entstehen und sie werden sich bemühen müssen Ihre Produkte möglichst langlebig zu bauen.
Manche Branchenvertreter halten das Vorhaben allerdings für kontraproduktiv und behaupten es würde die Umwelt eher belasten als entlasten. So sagt der Präsident des Telekommunikationsverbandes Bitkom, dass z.B. Hersteller von Elektronikgeräten eine enorme Menge an Ersatzteilen für lange Jahre auf Vorrat produzieren und einlagern müssten, was am Ende mehr Müll erzeuge. Wir finden diese Aussage falsch. Wenn die Hersteller die Bauteile langlebig entwickeln und auf Langlebigkeit ausreichend testen, werden sie wissen wie hoch die Ausfallquote sein wird und so müssten sie nicht so viele Ersatzteile einlagern. Außerdem könnte diese Pflicht zur Ersatzteilversorgung die Unternehmen dazu bringen standardisierte Teile gemeinsam zu entwerfen und zu verwenden, was die Kosten für die Ersatzteile senken wird, da beispielsweise Samsung und LG baugleiche Teile in ihren Smartphones verwenden.
Das ist auf jeden Fall die richtige Richtung und wir freuen uns auf eine baldige Umsetzung.
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